Die Judo-Sparte des Rendsburger TSV hat am Samstag einen Schnuppertag für Sehbehinderte und blinde Menschen aus ganz Schleswig Holstein angeboten. Der RBSV hat im Vorfeld viele organisatorische Aufgaben mit übernommen und somit lief der Tag reibungslos. Zu diesem Tag hatten sich 14 Personen mit einer Sehbehinderung angemeldet.
Nach der traditionellen Begrüßung, wurden ein paar Worte über Judo im Allgemeinen gesprochen. Wichtige Worte wie z.B. „Matte“ aber auch „Stopp“ und deren Bedeutung, das Abklopfen und die daraus resultierende Handlung für beide Judoka wurden erklärt. Natürlich gab es eine kleine Einführungsrunde. So konnte jeder seinen Namen, stärke der Sehbehinderung und ob schon eine Sportart betrieben wird, mitteilen.
Im Anschluss wurden Judojacken und Gürtel an die Teilnehmerin und Teilnehmer verteilt. Durch die Leihgaben einiger Vereinsmitglieder und dem kleinen Fundus im Verein war dies möglich. Die Gürtelfarben waren sehr gemischt, da nicht genug weiße Gürtel zur Verfügung standen. Aber wie heißt es: „ Der Gürtel hält nur die Jacke, die Farbe ist egal!“
Das „Aufwärmen“ bei leiser Musik wurde zur ersten Herausforderung der Teilnehmerin und Teilnehmer. Von springen, hüpfen, über Liegestützen und Bauchmuskeltraining wurden alle
Teilnehmerin und Teilnehmer richtig warm. Durch die vielen Helfer auf der Matte war es möglich sehr nahe bei jeder Person zu sein und gegebenenfalls Hilfestellungen anzubieten. Die erste Stunde war schon fast geschafft und die Trinkpause verdient.
Es folgten die Rückwärts- und die Seiten-Fallübungen. Es ist schon eine Herausforderung als Sehender sich auf die Matte fallen zu lassen. Ich habe großen Respekt gegenüber den Teilnehmerin und Teilnehmer, die sich blind auf die Matte fallen ließen. Natürlich nicht immer perfekt, aber doch mit dem Mut es immer wieder zu tun. Es gab hier zum Teil auch Einzelbetreuung. Die Vorwärtsrolle war dann das kleine Highlight bei den Fallübungen. Mit Einsatz eines Gymnastikballs hat sogar die Teilnehmerin mit einer Mehrfachbehinderung (Halbseitige Lähmung) eine Rolle machen können. Das wurde sofort aufgezeichnet, um es Zuhause zeigen zu können!
Die im Anschluss gezeigte Haltetechnik und die Versuche sich daraus zu befreien wurden wechselseitig ausprobiert. Im Stand mit einer gezeigten Wurftechnik, zeigte sich noch mal
ein anderes Bild. Hier wurde erst noch sehr vorsichtig agiert, aber mit dem Gewinnen an Selbstvertrauen wurde die Technik verfeinert und ein immer besserer Wurf gezeigt.
Dass es jetzt einen „Kampf“ geben musste, lag auf der Hand! Die Kampffläche wurde rasch frei gemacht und die Partner standen sich für „Sumo“ gegenüber. Wie im Para-Judo üblich, starteten die Kämpfer mit gegriffener Jacke. Jeder konnte sich jetzt ausprobieren und sein Geschick auf der Matte zeigen. Am Rand standen Beobachter, die den Kämpfern das Ende
der Kampffläche durch zurufen signalisierten. Es wurden hier sehr viele Erfahrungen gesammelt und der eine oder andere hat auch gewonnen.
Nach der traditionellen Verabschiedung half jeder so gut es ging, die Matten wegzuräumen. Den Blindenhund „Bella“ haben wir dann erst bemerkt!
Für mich persönlich war dieser Schnuppertag eine sehr schönes Ereignis. Es hat mich sehr gefreut, dass wir so vielen Menschen den besten Sport der Welt „zeigen“ konnten! Es war sehr schön mit anzusehen, mit wie viel Ehrgeiz, um z.B. eine gute Fallübung zu machen, gerungen wurde. Immer und immer wieder! Den vielen Helfern, die gekommen sind, aber auch denen,die im Vorfeld gewirkt haben, sei ein großer Dank ausgesprochen! Nur so konnte dieser Tag zu einer „runden Geschichte“ werden. Denn ohne das freiwillige Engagement jedes Einzelnen wäre es bestimmt nicht so gut gelaufen.
Jens Lehmann
Rendsburger TSV
Judo