Viele Jahre gab es keine Landesmeisterschaft im Rollstuhlbasketball in Schleswig-Holstein. Und in den letzten Jahren meldeten sich immer mehr Teams vom Ligabetrieb ab. Waren vor etwa 20 Jahren noch acht Vereine mit zum Teil mehreren Teams in den unterschiedlichen Ligen unterwegs, waren es vor drei Jahren noch vier Mannschaften und inzwischen gibt es mit Kiel nur noch ein eigenständiges und mit Nusse ein Team in einer Spielgemeinschaft im Ligabetrieb.
Das Team des Landesleistungszentrums Schleswig Holstein überlegte sich, was man für den Rollstuhlbasketball im Land tun könnte. Ein Turnier sollte gespielt werden. Und dann kam man auf Idee den Versuch zu starten, die Landesmeisterschaft wiederzubeleben.
Es wurde bei den Vereinen nachgefragt, wer sich eine Teilnahme an diesem Turnier – unter leicht veränderten Regelungen - vorstellen könnte. Es sollte keine Klassifizierungspunkte geben, nur die Anzahl der Minimal- und Nichtbehinderten sollte auf drei Spieler beschränkt werden.
Die Resonanz war überwältigend! Nicht nur die noch oder zuletzt aktiven Mannschaften aus Adelby, Kiel, Lübeck und Nusse stimmten gleich begeistert zu – mit Ahrensburg und der Helen-Keller-Schule aus Damp meldeten sich auch zwei neue Teams ebenso für die Landesmeisterschaft an, wie die Mannschaft aus Meldorf, die schon viele Jahre nicht mehr im Ligabetrieb teilgenommen hat.
Somit standen insgesamt sieben Mannschaften bereit. Die gastgebende Mannschaft aus Kiel meldete daraufhin noch ein zweites Team, so dass in zwei Vierergruppen gespielt werden konnte. Um möglichst spannende Spiele zu erreichen und die neuen Mannschaften nicht durch zu hohe Niederlagen gegen die erfahrenen Teams zu demotivieren, wurden zwei Leistungsklassen gebildet. In der Leistungsklasse 1 spielten Adelby, Kiel, Lübeck und Nusse, in der Leistungsklasse 2 Ahrensburg, Damp, Kiel 2 und Meldorf.
Am 23. September 2017 um 9:30 Uhr war es dann soweit. Auf zwei Feldern gleichzeitig begann endlich wieder die Landesmeisterschaft in Schleswig-Holstein. In der ersten Leistungsklasse zeigte sich schon bald, dass die Mannschaften aus Nusse und Adelby den Titel unter sich ausmachen würden. Lübeck nutzte das Turnier, um viele unerfahrenere Spieler einzusetzen, die immer wieder tolle Ansätze und Spielzüge zeigten, aber über die gesamte Spielzeit dann doch nicht mit den erfahreneren Spielern der anderen Teams mithalten konnten. Die erste Mannschaft des Gastgebers musste auf Spieler verzichten und andere waren angeschlagen. Gegen Nusse folgte eine klare 20:39-Niederlage, gegen Adelby konnte man zumindest eine lange Zeit das Spiel offen gestalten, musste sich letztendlich aber doch mit 34:47 geschlagen geben.
Das spannendste Spiel der Vorrunde in der Leistungsklasse 1 war somit das Spiel zwischen Nusse und Adelby. Es war von Anfang bis Ende hart umkämpft, die Führung wechselte mehrmals. Am Ende hatte der SV Adelby mit 34:32 knapp die Nase vorn.
In der Leistungsklasse 2 waren die ersten vier Spiele recht deutlich. Kiel 2 und Meldorf konnten jeweils deutlich gegen die neuen Teams aus Ahrensburg und Damp gewinnen. Vor allem mit der Verteidigung der erfahreneren Mannschaften kamen die Teams noch nicht zurecht. Doch die beiden letzten Spiele der Klasse entwickelten sich zu wahren Krimis. Zuerst spielten Ahrensburg und Damp gegeneinander. Es wurde verbissen um jeden Ball gefightet. Nach Ende der regulären Spielzeit stand es dann 6:6. Das Spiel musste durch Freiwürfe entschieden werden. Als die Schüler der Helen-Keller-Schule am Ende das entscheidende Quäntchen Glück auf ihrer Seite hatten, war der Jubel groß. Von diesem Sieg würden sie wahrscheinlich die ganze Nacht träumen. Aber auch Ahrensburg hat eine beachtliche Leistung gezeigt und die Spieler können stolz auf sich sein.
Anschließend kam es zum Finale der Leistungsklasse 2. Im letzten Vorrundenspiel trafen nämlich die ungeschlagenen Teams Meldorf und Kiel 2 aufeinander. Meldorf war leicht favorisiert, da sie bei den Duellen im SH-Cup in den letzten Jahren meist siegreich waren. Doch die Kieler erwischten den besseren Start. In einer von der Verteidigung geprägten Partie führten sie lange mit 6:2. Kurz vor Schluss kam Meldorf ran, doch am Ende setzte sich Kiel mit 8:6 denkbar knapp durch.
Somit qualifizierte sich Kiel 2 für das Relegationsspiel gegen den Tabellenvierten der Leistungsklasse 1 – Lübeck. Nach einer kurzen Umbauphase fand dieses Spiel auf dem Großfeld statt. Und in dieser Begegnung zeigte sich dann, dass die Einteilung in die entsprechenden Leistungsklassen richtig vorgenommen wurde. Trotz der großartigen und engagierten Leistung der zweiten Kieler Mannschaft, konnten sie durch wiederholte Ballverluste den Lübeckern letztendlich nicht gefährlich werden. Mit einem 28:17 sicherte sich der RSC Hanse Lübeck den Klassenerhalt.
Anschließend kam es zum Finale zwischen Nusse und Adelby - und damit zur Wiederauflage des Krimis der Vorrunde. Das große Feld kam dem SV Adelby eher entgegen und bei den Nusse Rams ließen dann irgendwann die Kräfte nach. Letztendlich setzte sich Adelby mit 43:27 durch und sicherte sich den Landesmeistertitel 2017.
Der große Gewinner an diesem Tag war aber der Rollstuhlbasketball in Schleswig-Holstein. 8 Teams, 69 Spieler, tolle Stimmung, spannende Spiele, viele Gespräche zwischen erfahrenen und neuen Spielern – dies wird nicht die letzte Landesmeisterschaft gewesen sein. Alle waren sich einig – im nächsten Jahr gern wieder!
Ergebnisse:
Leistungsklasse 1:
Kiel 1:Lübeck44:21
Medelby:Nusse34:32
Kiel 1:Nusse20:39
Lübeck : Adelby20:39
Nusse: Lübeck31:19
Adelby:Kiel 147:34
Leistungsklasse 2:
Kiel 2 : Damp 19:2
Meldorf :Ahrensburg 27:2
Kiel 2 : Ahrensburg 23:0
Damp : Meldorf 2:24
Ahrensburg :Damp 6:7 (n. Freiwürfen / nach regulärer Spielzeit 6:6)
Meldorf :Kiel 2 6:8
Relegationsspiel:
Lübeck:Kiel 228:17
Finale:
Adelby:Nusse43:25
Markus Kolls
Landestrainer Schleswig-Holstein und Trainer der Kieler Wheeler
